Gemeinden wünschen sich mehr Einfluss in Europa
Landrat Stefan Löwl war es anzumerken: Engagiert und mit viel Detailwissen diskutierte er mit Manfred Weber, dem Vorsitzenden der EVP-Fraktion im Europaparlament, mit dem Ziel, die Position der Kommunen auf europäischer Ebene zu stärken: „Europa muss man leben und das geht am Besten auf kommunaler Ebene im persönlichen Kontakt“, sagte Löwl gleich zu Beginn.
Einleitend hatte CSU-Kreisvorsitzender Bernhard Seidenath die Brücke von den Kommunalwahlen am 15. März 2020 zur letzten Europawahl am 26. Mai 2019 geschlagen: „Viele sagen mir, dass sie sich nach den Europawahlen hinter die Fichte geführt fühlen und nicht mehr wählen wollten, weil Du, lieber Manfred, nicht Kommissionspräsident geworden bist. Nicht nur den Wählerinnen und Wählern und der CSU, sondern auch Dir ganz persönlich ist dabei übel mitgespielt worden!“, erklärte Seidenath unter dem Beifall der mehr als 200 Gäste an und fügte hinzu: „Diese Entwicklung sollte allen Ansporn sein, erst recht wieder zur Wahl zu gehen. Die CSU ist dabei die einzige Partei, die auf allen Ebenen Einfluss hat und vernetzt ist: in Europa, in Bund und Land, im Bezirk, im Landkreis und in den Kommunen.“
Manfred Weber warb dabei für Europa als Friedensprojekt. Zudem kündigte er an, dass sich das Europaparlament nachhaltig mit dem Klimawandel auseinander setzen werde. Die Wirtschaftskraft Europas sei die größte. Man müsse das nutzen und dürfe bei Innovationen und deren Markteinführung nicht das Feld den USA und China überlassen. „Wenn die Energiewende gelingen soll, müsse Europa diese Innovationen selbst voranbringen, sonst mache man sich abhängig“, so Weber. Vor allem müsse das schneller gehen, weswegen das Einstimmigkeitsprinzip unter allen EU-Mitgliedsstaaten, so wie es heute ausgestaltet ist, zu hinterfragen sei.
Auf dem Podium mit Weber, Löwl und Dachaus OB-Kandidat Peter Strauch ging es aber auch um mehr Einfluss der Kommunen. Zwar gibt es einen Rat der Regionen, aber der ist auf Länderebene organisiert, so dass viele Anliegen von Städten und Gemeinden in den entscheidenden Gremien auf EU-Ebene nicht immer präsent sind. Stefanie Burgmair, Vorsitzende der CSU-Kreistagsfraktion, welche die Veranstaltung im Wörmann-Anhängerzentrum in Hebertshausen moderierte, hakte hier nach und forderte mehr Rechte für die kommunale Selbstverwaltung ein. Aber auch die positiven Seiten Europas kamen zur Sprache. So erfuhren die zahlreichen Besucherinnen und Besucher, dass das Jugendzentrum in Hebertshausen mit 160.000 Euro EU-Geldern gefördert wurde. Was dem Landrat nach wie vor nicht gefällt: „Es dauert mind. 26 Monate bis eine Buslinie in Betrieb gehen kann, wenn sie europaweit ausgeschrieben werden muss“. Manfred Weber brachte dazu ins Gespräch, die sogenannten EU-Schwellenwerte, ab denen europaweit auszuschreiben ist, deutlich anzuheben wenn es um lokale Daseinsvorsorge geht.


Heute ist ein wichtiger Tag für die Stadt Dachau, den gesamten Landkreis Dachau und die KZ-Gedenkstätte Dachau: letztere wird zu einem europäischen Mahn‑, Gedenk- und Erinnerungsort aufgewertet, von dem aus klar und deutlich die Botschaft des „Nie wieder!“ in die gesamte Welt getragen wird. Der Bayerische Ministerrat hat sich heute mit der Gedenk- und Erinnerungsarbeit befasst und wichtige Entscheidungen getroffen. In dem Beschluss heißt es wörtlich: „Von besonderem Interesse für die Weltöffentlichkeit ist die KZ-Gedenkstätte Dachau als zentraler Opferort. Mit der Neugestaltung der Ausstellungen, Maßnahmen der Sanierung und unter Einbezug bislang nicht berücksichtigter Teile des historischen Areals soll ein europäischer Gedenk- und Erinnerungsort entstehen, an dem die Gesamtgeschichte der Konzentrationslager in einzigartiger Weise aufgearbeitet und ihrer Opfer gedacht wird.“ Den Wortlaut des Berichts aus dem Ministerrats habe ich dieser Mail beigelegt.
Elf Minuten aus Dachau nach München von Zentrum zu Zentrum: Das schaffe, so Seidenath, kein anderes Verkehrsmittel. Schon gar nicht in den Hauptverkehrszeiten. Der limitierende Faktor, auf die Bahn umzusteigen, seien werktags an Vormittagen aber nicht die vollen Züge: „Nein. Wer mit dem Auto zum Bahnhof fährt, findet dort ab 8 Uhr schlicht keinen Parkplatz mehr. Und wer einmal fünf Minuten oder länger erfolglos nach einem Parkplatz gesucht hat, fährt dann regelmäßig gleich mit dem Auto weiter nach München. Die Parkplätze sind also der Hebel, um mehr Menschen zum Umsteigen auf die Bahn zu bewegen. Eine kleine und kostengünstige Maßnahme ist es hier, abgemeldete Autos zu entfernen, die diese kostbaren Parkplätze dauerhaft blockieren“, schreibt Seidenath und fügt hinzu: „Sie sind dafür verantwortlich, denn auf Ihrem Privatgrund sind allen anderen die Hände gebunden.“






Die Dachauer Parteitagsdelegierten, zu denen neben Seidenath und Löwl unter anderem auch Claudia Kops, Michael Putterer, Christian Blatt, Florian Schiller, Günter Fuchs und Tobias Stephan gehörten (siehe von links auf dem beiliegenden Foto mit dem EVP-Fraktionsvorsitzenden im Europaparlament, Manfred Weber), sind davon überzeugt, dass der Radverkehr zur Lösung der Klima- und Verkehrsprobleme zukünftig ein stärkeres Gewicht im Verkehrsmix erhalten muss: „Der Ausbau der Radinfrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für einen neuen Modal Split der verschiedenen Verkehrsarten. Ich freue mich daher auch sehr über die Unterstützung zahlreicher Landratskollegen aus ganz Bayern für unser wichtiges Anliegen“, erklärte Stefan Löwl nach der Abstimmung. Nach Seidenaths Worten hat der Dachauer Vorschlag nicht nur in den Großstädten, sondern auch in den Verdichtungsräumen sowie im ländlichen Raum Bedeutung. „Berücksichtigt werden muss zudem, dass sich aufgrund technischer Entwicklungen wie eBike oder eScooter nicht nur die Reichweite, sondern auch die Geschwindigkeit der Radverkehre deutlich steigern wird. Um diesen (technischen) Möglichkeiten sowie der grundsätzlichen Bereitschaft bei vielen Bürgerinnen und Bürgern zum Umstieg auf den Radverkehr Rechnung zu tragen, bedarf es einer passenden Radverkehrsinfrastruktur“, erläuterte der Landtagsabgeordnete.
